Eva Bunse: „Meine Forderung an die Politik ist die Anerkennung der demokratischen Selbstverwaltung.“

Die Schwester der deutschen Klima- und Menschenrechtsaktivistin Lea Bunse, die am 21. Januar bei einem türkischen Drohnenangriff am Tischreen-Damm im Norden Syriens verletzt wurde, sprach mit dem Xwebûn Magazin.

 

Mein Name ist Eva. Ich bin 29 Jahre alt und aktuell studiere ich.

In der linken Szene habe ich die ersten Male von der kurdischen Bewegung gehört. Erst über meine Schwester habe ich dann später mehr erfahren. Sie hatte sehr begeistert von ihren ersten Begegnungen mit der kurdischen Gesellschaft erzählt und auch von den Ideen Abdullah Öcalans für eine demokratische Gesellschaft, mit der Natur im Einklang lebend und das auf der Basis der Befreiung der Frau. Auch meine Eltern sind dann mit der Bewegung in Kontakt gekommen, die mitlerweile auch sehr aktiv sind und sich für ein freies selbstbestimmtes Leben und gegen jede Ungerechtigkeit einsetzen.
Die kurdische Freiheitsbewegung ist sehr inspirierend. Die Idee eines, von den Menschen selbst aufgebauten, basisdemokratischen Systems hat mich beeindruckt.

Ich habe es von meinen Eltern erfahren. Sie haben mir das Video, das als erstes veröffentlicht wurde, zugesendet und noch eine Sprachnachricht geschickt. In dem Video ist meine Schwester zu sehen, wie sie sich an die Menschen weltweit richtet und sie dazu aufruft, auf die Unterdrückung und den Krieg gegen die kurdische Gesellschaft, aufmerksam zu machen, es bekannt zu machen und sich dagegen zu stellen. Zuerst habe ich nicht genau einordnen können was passiert war, daher habe ich dann im Internet recherchiert. Da meine Schwester in dem Video erwähnt, dass sie beim Tanzen angegriffen wurden bin ich dann auf Artikel über den Staudamm gestoßen.
Zuerst habe ich mir natürlich Sorgen gemacht wie es ihr geht, denn ich konnte die Situation aus der Ferne schwer einschätzen. Aber gleichzeitig bewundere ich sie für ihren Mut.

Die Tişrîn-Talsperre liegt südöstlich von Minbic. Sie liefert sowohl Wasser als auch Energie in wichtige Teile Nord- und Ostsyriens, wie etwa in die Stadt Minbic und Kobanê. Außerdem dient die Talsperre der Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen entlang des Flusses Euphrat. Die Turbinen sind in der Lage, über 600 Megawatt Leistung zu produzieren. Doch seit die Ende November eingesetzten Angriffe der von der Türkei gesteuerten SNA gegen die Autonomiegebiete vor zwei Monaten an Intensität zunehmen, wird Nord- und Ostsyrien um seinen Ertrag aus der Wasserkraft gebracht.

Sie hat sich für das Mittel des friedlichen Kampfes entschieden. Sie ist damit eine von vielen, die seit Januar versuchen friedlich auf die Angriffe und die wichtige Rolle des Staudammes international aufmerksam zu machen.

Die Doppelbesetzung von politischen Ämtern mit einer Frau und einem Mann finde ich eine großartige Idee und würde mir wünschen, dass dies auch in anderen Ländern umgesetzt werden würde. Außerdem ist Rojava ein wichtiges Vorbild, wenn es um basisdemokratische Praxis und das friedliche Zusammenleben von vielen Kulturen geht.

Meine Forderungen an die Politik ist die Anerkennung der demokratischen Selbstverwaltung. Außerdem darf es keine Unterstützung der Türkei mehr geben: weder in Form von Waffen noch in Form von Geld. Es braucht eine unabhängige Untersuchung der Kriegsverbrechen der Türkei und auch sofortige humanitäre Hilfe für die Menschen vor Ort.

Auch wenn die weltpolitische Lage manchmal frustrierend sein kann: Gebt die Hoffnung niemals auf. Überall auf der Welt gibt es Menschen, die die gleichen Ideen und Träume haben wie wir. Wir müssen nur nach ihnen suchen.

 

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